SALSAT-Launch
Die letzten Tage vor Auslieferung des SALSAT-Nanosatelliten nach Russland zum Startplatz Plessezk erwiesen sich als sehr aufregend und ereignisreich.
Das SALSAT-Team hat im Labor noch ausführliche Tests durchgeführt. Ein besonderer Fokus lag dabei auf dem Lageregelungs- und dem Satellitenbetrieb über UHF- und S-Band.
Mit vorliegender Exportgenehmigung konnte der Satellit gründlich verpackt und das gesamte Equipment für die Zollabwicklung vorbereitet werden.
Der SALSAT-Satellit und die MGSE/EGSE-Hardware wurden schließlich am 05. August 2020 bei der Technischen Universität Berlin abgeholt. Die 6 Kisten machten sich nun auf den Weg zum Startplatz ins ferne Russland.
Eine weitere gute Nachricht konnte trotz der aktuell schwierigen Lage verkündet werden: Die Dienstreise nach Russland wurde genehmigt und hat am 29. August 2020 begonnen.
Die Team-Mitglieder mussten auf ihrer mehrtägigen Reise zum Startplatz per Flugzeug und Zug durch Russland mehrere Corona-Tests absolvieren.
Vor Ort haben schließlich die finale Überprüfung der Hard- und Flugsoftware (Inspektion der Struktur auf Transportschäden, Kontrolle diverser Konfigurationsparameter) und letzte Funktionstests (zur Verifikation der Energieversorgung, Lageregelung, Kommunikation und Nutzlasten) sowie die Integration auf der Fregat Oberstufe der Sojus stattgefunden.
Nach zwei Jahren intensiver Entwicklungszeit ist SALSAT schließlich als 22. Kleinsatellit der TU Berlin am 28. September 2020 um 13:20 Uhr mitteleuropäischer Zeit erfolgreich vom Weltraumbahnhof Plessezk im Nordwesten Russlands mit einer Sojus-Rakete gestartet.
Hintergrund der Mission ist folgender: Immer mehr Satellitenstarts wurden in den letzten Jahren im Bereich der zivilen Raumfahrt gezählt. Tendenz steigend.
Die sogenannten Mega-Konstellationen (z.B. Starlink von SpaceX oder Project Kuiper von Amazon) bestehen aus Hunderten oder sogar Tausenden Kleinsatelliten, die vor allem einen weltumspannenden Internetzugang ermöglichen sollen. Um die gleichzeitige Kommunikation mit diesen und allen anderen im Orbit befindlichen Satelliten sicherzustellen, wird eine Vielzahl an unterschiedlichen Funkfrequenzen benötigt, jedoch ist das Funkspektrum eine limitierte Ressource.
Hier setzt SALSAT an: Mithilfe eines Spektrumanalyzers (SALSA) kann SALSAT die Frequenznutzung auch von anderen Satelliten direkt im Orbit prüfen. Ziel ist es, die vorhandenen Frequenzen für die Satellitenkommunikation besser und ressourcenschonender zu verteilen.
Der Spektrumanalyzer soll an Bord des Nanosatelliten für mindestens ein Jahr die weltweite Frequenznutzung im VHF-, UHF- und S-Band analysieren. Es soll festgestellt werden, ob und an welchen Orten weltweit vorhandene Frequenzen mehrfach belegt werden können. Zusätzlich sollen Interferenzen und Störer in den Bändern detektiert und lokalisiert werden.
An SALSAT ist neben der TU Berlin auch das DeSK zur Unterstützung beim Betrieb des Satelliten durch eine Redundanz-Station im UHF-Bereich beteiligt. Aufgrund der Corona-Pandemie können der Empfang von Telemetrie- bzw. Zustandsdaten am Standort Backnang sowie wissenschaftliche Experimente in Koordination mit dem DeSK erst ab 2021 durchgeführt werden.